Von Hinterstein auf den Großen Daumen
Von Hinterstein auf den Großen Daumen

Von Hinterstein auf den Großen Daumen

Datum: 18.07.22, Länge: 23,1 km, Höhenmeter: 1523 hm

Von Hinterstein zum Türle

Die heutige Tour von Hinterstein vom Parkplatz Säge führt uns über das Türle auf den Großen Daumen. Wir starten kurz nach Sonnenaufgang und laufen zunächst noch flach am Fluss Ostrach entlang. Das erste Stück kurz an der Fahrstraße, dann verläuft der Weg direkt am Fluss und wir folgen der Beschilderung zur Kirche Hinterstein bzw. zum Kutschenmuseum. Morgens ist hier noch niemand unterwegs und wir können uns erstmal noch ohne Anstrengung warm laufen – die kommt aber noch, denn die Tour wird heute eine ausgedehntere!

Wir laufen immer am Fluss entlang, links von uns am langgezogenen Ort Hinterstein vorbei, bis wir auf den Schildern die Möslealpe und Untere Nickenalpe angeschrieben sehen. Nach ein paar Kilometern am Fluss treffen wir schließlich auf eine Brücke zu unserer rechten Seite, die wir queren. Von hier aus könnte man auch eine Tour auf den Breitenberg und geg. weiter über den Klettersteig der Hohen Gänge, die Heubatspitze und bis zur Rotspitze unternehmen. Wir gehen jedoch noch immer flach geradeaus. Der Weg führt uns durch eine Wiese, auf der manchmal Vieh oder Pferde grasen und an mehreren kleinen Stadeln vorbei. Dann erreichen wir schließlich den Forstweg, der uns zur Möslealpe führt. Ab hier geht es nun bergauf, z. T. auch steiler, in Kurven durch mal mehr, mal weniger lichten Wald.

Erreichen der Möslealpe – Auf den Großen Daumen

Noch im Schatten, aber bereits gut aufgewärmt, erreichen wir nach einer knappen Stunde die Möslealpe. Hier gibt es eine erste Trinkpause! Wir sind bereits ein paarhundert Höhenmeter oberhalb des Tals und der Straße, die unten zum Giebelhaus ins Hintersteiner Tal führt. Wir folgen dem schönen Pfad, kurz flacher, bis er wieder durch den Wald führt und ansteigt, jedoch nicht allzu steil. Bis zur Unteren Nickenalpe wechseln sich Wald und Wiesen ab, wobei wir immer höher kommen und uns schließlich auch die Sonne erreicht.

Angekommen an der Unteren Nickenalpe gibt es eine weitere Trinkpause – inzwischen ist es warm geworden, was auch daran liegt, dass wir nun keinen Schatten mehr haben und das wird nun auch so bleiben. Der schöne Pfad führt uns erneut durch Weidegebiet, wobei die Weideflächen für das Vieh hier sehr großzügig sind. Wir gehen immer Weiter dem Türle entgegen und queren bald einen Wasserfall. Hier scheint der Weg nun verlockend geradeaus weiter zu führen, wir biegen jedoch kurz nachdem wir den Wasserfall gequert haben nach rechts ab und steigen steiler die Wiese empor. Nach dieser Stelle muss man u. U. etwas Ausschau halten, da sie direkt von hier nicht ganz leicht zu erkennen ist. Würden wir geradeaus weiter gehen, müssten wir später den Wasserfall abermals queren, wobei es dann bei mehr Wasser eventuell nass werden kann und die Steine zudem größer und glitschiger sind. Hat man die Abzweigung jedoch gefunden, ist diese nach wenigen Metern hoch immer deutlich als Weg zu erkennen. Nach einigen Kilometern wird der Weg letztendlich steiler und steiniger mit mehr Geröll, aber gut machbar. Wir kommen ordentlich ins Schwitzen, während wir die Obere Nickenalp, die hier noch etwas abseits vom Weg liegt, immer weiter unter uns lassen.

Nach einem anstrengenderen Aufstieg folgt eine kurze, flachere Etappe. Jetzt können wir das Türle schon fast sehen! Die Felsen und das Geröll werden wieder weniger und nochmals queren wir einen Bach. Hier blüht es je nach Jahreszeit immer sehr schön und es ist keine Seltenheit, dass man hier Gämsen oder auch Murmeltiere zu sehen bekommt! Wir kommen in eine Art Hochebene und folgen dem Weg, nun wieder durch breites Wiesengelände. Auch hier oben trifft man ab und zu auf Vieh, das hier ebenfalls viel Platz hat, sich zu verteilen.

Der Weg wird erdiger und nun ist es nicht mehr weit, noch ein Stück bergauf, dann sind wir am sog. Türle angekommen. Bis hierher sind es knappe 3 h und der Platz bietet sich für eine erste Frühstückspause an. Die Aussicht ist bereits wunderschön – denn zur Westseite unter uns liegt der tiefblaue Engeratsgundsee, ein eiskalter Bergsee. Den Großen Daumen können wir rechts von uns nun ebenfalls sehen. Eine Abzweigung führt von hier aus auch auf den Kleinen Daumen, wobei beide Gipfel ein z. T. ausgesetzter Grat verbindet.

Wir genießen zunächst mal unser Frühstück. Anschließend steigen wir über die Scharte beim Türle steil hinab zum Engeratsgundsee. Für diesen kurzen Abschnitt sollte man Trittsicher und geg. etwas schwindelfrei sein, da der Weg doch steil ist und man in diesem Gelände lieber nicht abrutschen sollte. Wir konzentrieren uns also und erreichen so den wunderschönen Engeratsgundsee.

Panoramaweg mit traumhaften Bergseen

Ab hier haben wir nun den ganzen restlichen Weg hinauf zum Daumen eine wunderschöne Panoramastrecke vor uns. Wir laufen etwas oberhalb des Sees vorbei durch die Wiesen – die Blütenpracht ist traumhaft! Natürlich geht es auch hier noch immer weiter bergauf – ein paar Höhenmeter fehlen ja noch bis zum Gipfel -, jedoch nicht allzu steil. Allerdings wird der Weg wieder felsiger, aber nicht unangenehm oder geröllig. Man muss halt ab und zu auf die Steine schauen und geg. mal die Hände auch zum Einsatz nehmen. Der nächste Gebirgssee, der Laufbichlsee, ist unser nächstes Zwischenziel. Er ist kleiner als der Engeratsgundsee, aber genauso schön klar und bald erreicht. Hier ist auch eine kleines Kreuz, auch wenn es keinen wirklichen Gipfel markiert.

Wir erreichen den traumhaft gelegenen Laufbichlsee und blicken auf die Scharte, auf die uns ein nun wieder steilerer, aber nicht allzu langer Anstieg führt. Wir achten auf die Markierungen und nehmen auch hier immer wieder unsere Hände zu Hilfe, wenn wir über die Felsen klettern. Bald wird der Weg wieder weniger felsig und führt in Serpentinen hinauf zur Anhöhe, von der aus wir das letzte Stück auf den Daumen gehen und von der linken Seite der Hindelanger Klettersteig sein Ende hat.

Letzter Anstieg auf den Großen Daumen Gipfel

Nach diesem anstrengenden Stück werden wir mit einem traumhaften Tiefblick auf den Laufbichlsee entlohnt und auch den Koblatsee, der nochmals kleiner ist, lässt sich weiter westlich wie ein kleines Auge ausmachen. Wahnsinnig schön! Jetzt ist es nicht mehr weit, laut Wegweiser noch eine halbe Stunde zum Gipfel, ganz so lang brauchen wir aber nicht mehr. Wir laufen die breite Wiese entlang das letzte Stück hinauf, erst zum Schluss geht der erdige Weg nochmal in einen steinigeren Weg über und das Gipfelkreuz sehen wir erst, als wir schon fast davor stehen.

Das Panorama hier oben ist wirklich traumhaft und 360 Grad – wunderschön! Außerdem ist heute die Sicht total klar und wir blicken auf zahlreiche Gipfel im Süden, u. a. den Hochvogel. Der Hindelanger Klettersteig liegt in westlicher Richtung und wir sehen sogar die Nebelhornstation. Im Norden sind die Sonnenköpfe, die von hier oben ziemlich klein ausschauen, und das Retterschwanger Tal sowie die Rotspitze. Ein weiterer markanter Gipfel ist das Geishorn in östlicher Richtung.

Großen Daumen Tour
Strahlende Sonne am Gipfel Gr. Daumen

Abstieg zum Giebelhaus

Unsere Frühstückspause abgezogen haben wir bis hier hoch ca. 3 1/2 bis 3 3/4 h benötigt. Nun reicht es aber auch und erstmal machen wir nochmal eine schöne Pause und genießen das Panorama sowie die klare Luft nach dem langen Aufstieg.

Nachdem wir alles ausgiebig genossen haben, wird es Zeit für den Abstieg. Man könnte den Gratweg zum Kleinen Daumen wählen und eine Rundtour machen, wobei man dafür definitiv schwindelfrei sein sollte. Wir gehen jedoch zunächst auf demselben Weg zurück, wie wir auch hochgekommen sind. Beim Abstieg zum Laufbichlsee dürfen wir den tollen Anblick auf den Bergsee unter uns nochmal genießen.

Bis zum Engeratsgundsee führt uns der Weg auf gleicher Strecke zurück. Dann folgen wir dem Wegweiser hinunter zum Giebelhaus. Natürlich könnte man auch über das Türle wieder zurück, wobei dann nochmal ein Gegenanstieg von ca. 100 hm zu überwinden ist und das bei den Höhenmetern, die wir bereits absolviert haben, dann doch überlegt werden sollte! Auch sparen wir uns insgesamt ein paar Kilometer, wenn wir zum Giebelhaus absteigen und den Bus aus dem Tal hinaus nehmen. Trotz des letzten Wegstücks, das wir dann noch zum Parkplatz zurücklaufen müssen.

Inzwischen sind etwas mehr Leute unterwegs. Viele fahren mit dem Bus zum Giebelhaus und wandern von dort aus hinauf zum Engeratsgundsee. Eine weitere beliebte Tour ist, mit der Nebelhornbahn von Oberstdorf auf hochzufahren und dann über das Koblat unterhalb des Hindelanger Klettersteigs zum Laufbichlsee zu gehen und zum Giebelhaus abzusteigen.

Erstmal gestalten wieder größere Felsen den Weg, doch bald werden diese immer weniger. Auf einfachem Pfad geht es nun, immer an der Sonne und auf der Südseite, hinab ins Tal. Wir passieren noch ein paar kleine Hütten, bis wir schließlich auf eine breite Forststraße treffen. Nun ist es nicht mehr allzu weit bis zum Giebelhaus. Wir kommen nahe der Schwarzenberghütte vorbei und ab hier verläuft das letzte Stück noch auf einer Teerstraße. Bald geht es jedoch nun nochmal in den Schatten, was bei heißen Temperaturen im Sommer doch ganz angenehm ist! Hier treffen wir auch auf den ein oder anderen Radfahrer. Die Schwarzenberghütte ist ein beliebtes Ziel für eine Radtour durch das Hintersteiner Tal.

Schließlich erreichen wir das Giebelhaus nach ca. 2 h Abstieg. Fast stündlich fährt ein Bus und wir müssen zum Glück nicht allzu lange auf den nächsten warten. Wir fahren die 10 km das Tal bequem mit dem Bus hinaus und steigen an der vorletzten Haltestelle am „Grünen Hut“ aus. Jetzt ist es noch ein Spaziergang von ca. 3 km, der uns wieder hinunter an die Ostrach führt. Bald kommen wir auf denselben Weg, den wir bereits am Hinweg gewählt haben und kommen etwas erschöpft, aber glücklich zum Parkplatz zurück.

Großen Daumen Tour
Zurück zum Parkplatz

Fazit: Auf den Großen Daumen von Hinterstein

Die Tour von Hinterstein auf den Großen Daumen ist eine der schönsten der Region und auch eine der längsten und ausgedehntesten. Auf demWeg hinauf über das Türle ist früh morgens meist niemand unterwegs, oft trifft man erst ab dem Engeratsgundsee dann die ersten Menschen. Die Tour an sich ist nicht allzu schwierig, lediglich der Abstieg vom Türle fordert Trittsicherheit und geg. etwas Schwindelfreiheit. Jedoch ist die Tour insgesamt sehr lang und es braucht auf jeden Fall Kondition, die auch für längere Aufstiege reicht!

Beim Abstieg sollte man je nachdem, zu welcher Jahreszeit man unterwegs ist und je nach eigenem Gehtempo auf die Busfahrtzeiten achten, wenn man diesen zurück nehmen möchte. Ansonsten bedeutet es, 10 km zusätzlich zu laufen, was bei der Gesamtlänge hier doch ins Gewicht fällt. Der Weg verläuft großteils an der Sonne, was man ebenfalls berücksichtigen sollte. Ebenso ist diese Tour erst später im Jahr möglich, da sich je nach Schneelage der Schnee zum Türle bis Juni oder Juli hält und dann wird ein eigentlich einfachen Weg schnell anspruchsvoll. Auch der Anstieg vom Laufbichlsee zur Scharte unterhalb des Gipfels weist oft noch bis in den Frühsommer Schneereste auf.

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