Nagelfluhkette-Tour
Länge: 22,3 km, Höhe: 1467 hm
Inhaltsverzeichnis
- Von Gunzesried auf den Steineberg
- Die Nagelfluhkette entlang
- Auf dem Stuiben
- Über Buralkopf zum Gündleskopf
- Rückweg mit Gegenanstiegen
- Abstieg nach Gunzesried
- Fazit
Von Gunzesried auf den Steineberg
Es ist ein herrlicher Septembermorgen und die Wettervorhersage verspricht den ganzen Tag strahlenden Sonnenschein – perfekte Bedingungen für eine ausgedehnte Tour! Nachdem wir der Nagelfluhkette schon länger keinen Besuch mehr erstattet haben, wollen wir heute einige Gipfel dieses ganz eigenen kleinen Gebirgszuges am Anfang der Allgäuer Alpen besuchen. Kurz nach 7 Uhr morgens geht es am Parkplatz der Ossi-Reichert-Bahn am Ortsende von Gunzesried los. Kurz folgen wir der Hauptstraße, die weiter zur Gunzesrieder Säge führt, um nach ein paar Metern gleich die nächste Abzweigung zu unserer linken Seite zu nehmen (auf den Wegweisern ist bereits der Steineberg sowie das Bärenköpfle ausgeschildert).
Zunächst führt der Weg, jetzt leicht bergan, noch auf einer kleinen Teerstraße, die uns kurzzeitig durch lichten Wald führt. Schon bald kommt die Sonne hinter dem Grünten hervor und wärmt uns mit ihren ersten Strahlen. Bei einer weiteren Weggabelung folgen wir nicht der Beschilderung zum Steineberg in den Wald hinein, sondern vorerst dem Weg in Richtung Bärenköpfle, der uns nun steiler, nach wie vor auf Asphalt und in Serpentinen an einer kleinen Alpe vorbeiführt. Wir durchqueren eine Kuhweide, auf der die Kühe friedlich grasen. Bald schon werden sie wieder im Tal unten sein, da es bis zum Viehscheid nicht mehr lange ist.
Der Weg wird steiler, wir passieren eine weitere Alpe und langsam zeigt sich die Aussicht auf die Berge rund um Oberstdorf. Auch den Steineberg können wir schon bald links von uns sehen. Wir gehen etwas flacher im Anstieg über eine Wiese – zu unserer rechten Seite befindet sich nun bereits der kleine Gipfel des Bärenköpfle, noch weiter östlich erreicht man in kurzer Zeit auf die Station der Mittagbahn. Da wir früh dran sind, kommen uns von dort noch keine anderen Wanderer entgegen. Das Bärenköpfle lassen wir heute aus, stattdessen gehen wir direkt auf den Steineberg. Nun folgen einige, gut ausgebaute Stufen durch den Wald. Ab und zu sieht man, wie auf der rechten Seite das Gelände steil abfällt. Hier können wir bereits das typische Flyschgestein der Nagelfluhkette immer wieder erkennen. Rechts sieht man außerdem auf den Alpsee und auf Immenstadt.
Nach einigen Treppenstufen haben wir eine Anhöhe erreicht, sodass der Weg kurzzeitg flach wird und dann können wir das Gipfelkreuz des Steinebergs bereits eindeutig erkennen, es ist nicht mehr weit.
Noch ein paar weitere Stufen nehmend stehen wir schließlich direkt unterhalb des Gipfels vor einer hohen Leiter. Entweder kann man hier direkt auf den Gipfel aufsteigen oder man wählt den Weg, der außen herum führt. Wir entscheiden uns heute für den direkten Weg und so sind wir schnell die Leiter hochgestiegen und stehen auf dem ersten Gipfel unserer heutigen Tour.
Die Nagelfluhkette entlang
Hier machen wir eine kurze Trinkpause und ein paar Fotos, um dann unseren Weg in Richtung Westen über die Nagelfluhkette fortzusetzen. Die Tour hat landschaftlich einiges zu bieten. Je nach Jahreszeit blühen die Blumen auf den Wiesen hier prächtig und auch der Ausblick weiter ins Gunzesrieder Tal mit Gipfeln wie dem Bleicherhorn aber auch weiter entfernt ins Kleinwalsertal zum Ifen oder Widderstein begleitet uns nun fast stetig. Unser nächster Gipfel ist der Stuiben, den wir schon gut erkennen können.
Ersteinmal führt der Weg flach weiter, dann kommen wir bald an eine Stelle, an der wir eine kleine Felswand runterklettern müssen. Mithilfe unserer Hände und den angebrachten Seilen ist das aber kein Problem. Nun geht es in leichtem Auf und Ab weiter, wir passieren ein kleines Kreuz, das sogenannte „Steinköpfle“. Zum Teil ist der Weg relativ schmal und wir haben tolle Blicke sowohl nach links runter ins Gunzesrieder Tal als auch zur rechten Seite. Nun eher im Wald, führt der Weg kurz bergab. Hier kann es nach Regen manchmal etwas schmierig sein. An einem weiteren Wegweiser folgen wir der Beschilderung zum Stuiben, wo es nun wieder bergauf geht und auch wieder die ein oder andere Treppenstufe zu überwinden ist. Die Felsformationen, die z. T. eine Art kleine Türme bilden, sind richtig schön anzusehen.
Nagelfluhkette-Tour: Auf dem Stuiben
Nun ist der Gipfel des Stuiben nicht mehr weit. Kurz, bevor wir ihn erreichen können, folgt eine kleine Kraxelei auf dem schmalen Gartfels des Nagelfluhgesteins. Die Passage ist bestens mit Seilen gesichert, nach Norden hat man tolle Tiefblicke – je nach Empfinden kann hier allerdings Schwindelfreiheit von Vorteil sein. Wir sind dieses Stück zudem bisher immer nur nach oben gegangen, nie nach unten im Abstieg.
Nach der kleinen Kletterpassage wird der Weg wieder sanft und breit und wir stehen auf dem Gipfel des Stuiben. Bis hierher haben wir knapp 1000 hm hinter uns noch sind bereits gut 2 h unterwegs. Wir genießen den Ausblick und machen erneut eine kurze Trinkpause. Öfters sind wir hier bereits wieder nach Gunzesried abgestiegen, heute aber wollen wir noch ein Stück weiter.
Über Buralkopf zum Gündelskopf
Unser weiterer Weg führt uns kurz bergab in eine kleine Senke, dann wieder bergauf und schon wieder finden wir ein Gipfelkreuz vor: hier befindet sich der sogenannte „Sederer Stuiben“. Von hier geht es nun auf einem Wiesenpfad den baumlosen Hang steil bergab – wohl wissen, dass wir diesen bei unserem Rückweg auch wieder hoch müssen, steigen wir einige Höhenmeter ab. Dann wird es wieder anstrengend: steil und weiter über Stufen aus Wurzeln und Nagelfluhgestein folgt ein weiterer Anstieg. Jetzt im September blühen hier wunderschön Silberdisteln.
Nachdem wir schweißtreibend – es ist steil und gibt keinen Schatten – die Anhöhe aufgestiegen sind, können wir uns kurze Zeit wieder erholen, da der Weg flacher wird. Auf dieser Anhöhe passieren wir nun den Buralkopf, der allerdings kein Gipfelkreuz vorweist. Inzwischen merken wir die Anstrengung. Es ist zwar immer noch vormittags, aber dieser Septembertag ist noch einer der heißen des Monats. Wir können unseren letzten Gipfel, den wir uns vorgenommen haben, den Gündleskopf, nun aber schon erkennen.
Der Weg scheint jedoch noch ein gutes Stück zu sein, wobei es zunächst zwar wieder bergab geht, aber dann nochmal ein Anstieg auf uns wartet. Sollen wir wirklich noch dort rüber, oder die Tour einfach hier beenden? Nach kurzer Überlegung und der Tatsache, dass es noch überhaupt nicht spät ist, entscheiden wir uns, unser Vorhaben wie geplant in die Tat umzusetzen – wäre ja vielleicht doch schade und vielleicht sieht es wie so oft wieder weiter aus, als es tatsächlich ist. Der weitere Weg ist wirklich nochmal sehr schön und beinhaltet eine letzte kleine sehr schmale, gesicherte Passage.
Der letzte Anstieg vor dem Gündleskopf ist nochmal knackig, aber sehr kurz und teilweise ist der Weg leicht zugewachsen. Dann sind wir endlich am Gipfel und überglücklich, es geschafft zu haben! Und unsere vorherige Mutmaßung hat sich bewahrheitet: bis hierher war es gar nicht mehr so schlimm, wie es aussah, denn nach nur weiteren 20 Minuten vom Buralkopf aus haben wir den Gündleskopf erreicht. Dieser Gipfel ist einer der am wenigsten besuchten Gipfel der Nagelfluhkette, da er von beiden Seiten, vom Mittag im Osten und Hochgrat im Westen, am weitesten entfernt ist. Hier machen wir nun eine etwas längere Pause. Wir genießn die Aussicht – der nächste Gipfel wäre das Rindalphorn, auf das wir aber nicht mehr gehen werden. Der Blick hinüber und auf den weiteren, längeren Anstieg, der in dem Fall vor uns liegen würde, ist beeindruckend.
Rückweg mit Gegenanstiegen
Allzu lange fällt uns Pause auf diesem sehr schmalen Gipfel jedoch auch nicht aus, da es immer wärmer wird und langsam Richtung Mittag geht. Bisher haben wir gut 1200 hm im Aufstieg hinter uns – jetzt folgt der Rückweg, aber noch nicht der Abstieg. Bis zur Senke zwischen Sederer Stuiben und Stuiben haben wir nochmal ca. 200 hm, die wir hinauf müssen. Nach unserer Pause sind wir aber gestärkt, jetzt heißt es, Zähne zusammen beißen – geht schon!
Am Wegesrand zurück entdecken wir kleine Hagebutten, die den nahenden Herbst ankündigen. Inzwischen sind mehr Leute unterwegs. Viele machen die Tour über die gesamte Nagelfluhkette vom Mittag zum Hochgrat bzw. in anderer Richtung und nutzen die jeweiligen Bahnen für den Auf- und Abstieg. Dann beträgt die Tour insgesamt ca. 1000 hm im Aufstieg. Da man aber verschiedene Start- und Rückkehrpunkte hat, muss man anschließend mit dem Bus wieder an seinen Ausgangspunkt fahren und je nach Zeit natürlich auch die letzte Abfahrt der Bergbahn am Schluss beachten, wenn man nicht noch selber absteigen will. Da wir grundsätzlich aber keine Bergbahnen auf unseren Touren nutzen, käme diese Variante für uns nicht in Frage. Uns gefällt es eindeutig besser, selber Tempo und Startzeit bestimmen zu können (bei Beginn einer Tour mit vorherige Bahnfahrt wäre uns der Start bereits viel zu spät, außerdem sind dann deutlich mehr Wanderer unterwegs).
Der erste Gegenanstieg auf den Buralkopf war nicht allzu schlimm, da er nicht lang und nicht so steil ist. Von hier wieder oben angelangt, können wir nun den kahlen Wiesenhang sehen, den wir nach dem Sedererstuiben hinunter gegangen sind.
Wenn wir da wieder oben sind, haben wir es, was Anstiege angeht, für diese Tour geschafft! Erstmal jedoch geht es die vor uns liegende Senke nochmal hinab, wobei wir aufgrund von hohen Stufen aus Wurzeln und Steinen auch mal unsere Hände zu Hilfe nehmen. In Serpentinen folgt nun der letzte Anstieg, den wir, zwar nicht mehr ganz so flott und dynamisch wie zu Beginn unserer Tour, aber doch stetigen Schrittes schließlich auch noch meistern. Puh!
Abstieg nach Gunzesried
Zum heute zweiten Mal stehen wir auf dem Sederer Stuiben, die Senke, die ihn vom Stuiben trennt, sind wir schnell unten. Nun geht es zurück ins Tal! Der Weg an sich ist nicht mehr allzu lang, aber geht doch gut steil bergab. Die größeren losen Steine sorgen dafür, dass wir nicht allzu schnell vorankommen, da wir ansonsten rutschen würden. Rasch ist das Gipfelkreuz des Stuiben aus unserer Blickweite verschwunden. Hier in dieser Ecke kann man oft Gämse in den Felsen beobachten, heute zeigen sich die Tiere jedoch nicht. Bald kommen wir in den Wald und nochmal geht es steil bergab, bis wir schließlich eine Alpe erblicken können und sich der Wald wieder lichtet.
Hier nehmen wir nun den Weg nach links Richtung Wiesach – geradeaus weiter hinunter kommt man bei der Säge in Gunzesried raus. Nun geht es fast eben auf breitem Wiesenweg weiter, jetzt sind wir mehr oder weniger genau parallel unterhalb des Weges, auf dem wir oben vom Steineberg zum Stuiben gelaufen sind. Freie Wiesenabschnitte und schattige Passagen mit Bäumen wechseln sich ab. Bald kommen wir an einem mit schönen alten Schindeln bedeckten Bauernhof vorbei und erreichen den kleinen Weiler Wiesach. Von hier ist es nicht mehr weit, wir folgen weiter dem „Wiesachweg“, bis wir wieder die kleine Teerstraße erreichen, auf der wir heute Früh zum Steineberg hoch sind. Bis zum Parkplatz sind es nun noch ca. 15 – 20 entspannte Minuten zu gehen.
Fazit
Die Tour über die Nagelfluhkette ist landschaftlich super spannend, dieses Gestein findet sich anderswo im Allgäu kaum. Die Länge und Höhenmeter sollten jedoch nicht unterschätzt werden, zumal man oben nur wenig bis gar keinen Schatten hat. Auch sind die z. T. hohen Stufen etwas kräfteraubend und die Tatsache, dass man die Höhenmeter nicht mehr oder weniger an einem Stück bergauf macht und dann am Ziel alles Weitere nur noch Abstieg ist, fordert Durchhaltevermögen. Landschaftlich ist die Strecke jedoch sehr abwechslungsreich und vielfältig. Wer nicht die gesamte Tour gehen will, kann natürlich auch eine deutlich kürzere Variante nur bis zum Stuiben machen oder auch beim Buralkopf wieder umdrehen. Alternativ gibt es, wie bereits oben erwähnt, auch die Möglichkeit, die gesamte Nagelfluhkette vom Mittag bis Hochgrat zu erwandern, wobei hier dann insgesamt 1000 hm Anstieg zu bewältigen sind, vorausgesetzt, man nutzt die Bergbahnen jeweils als Auf- und Abstiegshilfe.